Vor
ziemlich genau 6 Monaten landeten wir hier in Hoedspruit. Seit dem
hat sich viel getan, wir hatten Zeit uns einzuleben, halbwegs Routine
in der Arbeit zu finden und einen kleinen Eindruck der
südafrikanischen Kulturen zu bekommen. Dieser Blogbucheintrag soll
einen kurzen Überblick über unsere Tätigkeiten in der
verstrichenen Zeit geben:
Das Hlokomela Projekt ist ein AIDS-Hilfe Projekt. Folglich liegt das Hauptaugenmerk auf dem Gesundheitssektor; das Testen auf AIDS, der Betreuung von Patienten, der Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten, dem Verteilen von Verhütungsmitteln und der Behandlung weiterer Krankheiten der Farmarbeiter der Region um Hoedspruit/Maruleng.
Allerdings
ist dies nicht das Aufgabenfeld, dem wir zugeteilt wurden. Wir
arbeiten im IGP-Bereich, bei den income generating projects, wie dem
Herb-Garden oder dem Second-Hand Shop. Hier sind wir vor allem dabei,
das Vorhandene zu verbessern und neue Produkte zu erproben. Vor allem
der Second-Hand Shop hat sich in den letzten sechs Monaten gemausert.
Wir haben eine neue Verkaufsregalwand angebracht, eine richtige Kasse
auf dem Tresen, einen Umkleideraum, eine Abtrennung zwischen dem
Verkaufsraum und der Teeküche errichtet, ein neues Verkaufsregal für
Pflanzen gezimmert, ein Sonnensegel aufgehängt und einen Haufen an
Werbeschildern gemalt.
Ein Regal entsteht |
Dementsprechend
ist auch unser Arbeitstag auf den Second-Hand Shop ausgelegt. Um acht
Uhr morgens fahren wir mit unserem "Bakkie" auf den großen
Platz vor dem Laden. Mpho, die Verkäuferin des Ladens, ist dann
schon da. Wir helfen ihr die Werbeschilder raus zu bringen, die
Sonnensegel aufzuhängen und den Laden aufzuräumen.
Dann machen wir uns daran, die Aufgaben für den Tag zu
erledigen. Beispielsweise arbeiten wir dann mit Joana, der Näherin, ein Muster
für einen Großauftrag an Taschen aus, kümmern ums um die Buchhaltung, bauen und
werkeln an unterschiedlichen Möbeln und Regalen oder schreiben Arbeitspläne für
den Herb-Garden. Um halb eins ist dann die Mittagspause. Meist essen wir ein
selbst gebackenes Bananenbrot mit Erdnussbutter. Nach einer halben Stunde geht
es dann weiter. Um halb sechs schließt der Laden wieder. Mit einem der letzten
Busse fährt Mpho dann nach Hause und wir mit unserem Auto nach Gracious Living.
Abends vorm Second-Hand Shop: Die meisten Busse sind schon weggefahren und die umliegenden Läden fangen an ihre Waren reinzubringen |
Leider
ist das Freizeitangebot in Hoedspruit nicht all zu groß. Dennoch
gibt es immerhin die Blyde-Gym, in die wir abends, wenn wir dann noch
Zeit und Kraft haben, gehen. An den Wochenende sieht das ganze jedoch
anders aus. Die Region ist sehr touristisch und lädt somit zu
Tagesausflügen zu unterschiedlichen Zielen, wie dem Blyde-River Dam,
dem Pick-Nick Spot in den Bergen oder einem extrem guten Milchshake
im Giant Baobab Café ein. Glücklicherweise ist die Gegend mit
günstigen aber sehr guten Restaurants gesegnet und wir haben es,
obwohl wir hier schon ein halbes Jahr sind, nicht geschafft, alle
auszutesten.
Erfrischung am Zulauf des Blyde-Flusses |
Weil
wir in mehrere Projekte gleichzeitig involviert sind gibt es oft
Ausbrüche aus diesem Alltag. Um Weihnachten herum fuhren wir
beispielsweise mit der Spiegelreflex-Kamera der Organisation zu den
vielen unterschiedlichen Projekten von Hlokomela, um Bilder für den
Jahresbericht zu sammeln. Wir werden uns wahrscheinlich auch noch
lang an den Besuch des südafrikanischen Rapper Kuhli Chana im
Herb-Garden im Rahmen einer Fernsehshow erinnern. Zu dieser Zeit
hatten wir natürlich noch nichts von ihm gehört und gingen davon
aus, dass es sich bei ihm wohl nur um eine lokale Größe handelt.
Als wir dann jedoch in Johannesburg ein Plakat von mehreren hundert
Quadratmetern an einem Hochhaus sahen, auf dem er für Absolut Vodka
warb, stutzen wir doch.
Mentha x piperita: Für nur R 15 für 100g im Herb Garden erhältlich! |
Allerdings
gab es auch schon in der Vergangenheit viele Sachen, die uns
verwirrten und mit denen wir uns erst langsam anfreunden konnten. Der
in Deutschland eher unbekannte Mielie-Pap ist in Südafrika eine
große Sache. Es handelt sich dabei um einen strahlend weißen und
sehr geschmacksneutralen Maisbrei mit der Konsistenz von Knete. Auch
neu für uns waren die beiden Wasserhähne am Becken, einer für
heißes Wasser und einer für kaltes. Unsere Versuche Südafrikaner
zu überzeugen, dass ein Hahn, dessen Wasser man zwischen heiß über
warm zu kalt mischen kann sinnvoller sei, stießen auf taube Ohren.
Noch größere Anpassungsschwierigkeiten hatten wir jedoch an die
"South-African Time". Mit dieser und einem breiten Lächeln
wird Zuspätkommen gerechtfertigt. Allerdings wird von uns als
Deutschen verlangt, die für uns bekannte Pünktlichkeit an den Tag
zu legen.
Dennoch haben wir schon ganz gut gelernt damit umzugehen und wenn wir morgens mit einem "Hozzit?" gegrüßt werden können wir schon routiniert mit einem "Lekker 'n you?" antworten. Aber auch sonst haben wir, so hoffen wir zumindest, aus dem riesigen Haufen an neuen Eindrücken schon ordentlich was lernen und vor allem einen neuen Blickwinkel auf alltägliche Sachen bekommen. Neben den Sachen, die man überall im Ausland lernt; Selbstständigkeit, wie man sich mit den Händen verständigt, dass man lieber vorsichtig neuen Gewürzen umgehen sollte und das das Bier hier ein paar zu viele Inhaltsstoffe hat; lernten wir auch sehr viel Süd-Afrika-Spezifisches: Es wurde uns erklärt, warum es besser ist, 5 Arbeiter mit Sicheln anzustellen als einen mit einem Rasenmäher, warum es von Pech zeugt eine schwarze Katze im Haus zu haben oder wie man Mielie Pap zubereiten muss, um ihm wenigstens ein bisschen Geschmack abzugewinnen.
Wir freuen uns auf jeden Fall darauf noch ein weiteres halbes Jahr hier zu verbringen und sind gespannt darauf, was es hier noch zu lernen und zu erleben gibt. |
Sehr schön. Danke dafür! Weiterhin viel Spaß! Ihr macht einen super job!
AntwortenLöschenDas werden wir haben! Vielen Dank!
LöschenDas MIT den 5 arbeitern mit sicheln müsst ihr mir echt erklaeren :D
AntwortenLöschenAber hört sich echt alles toll an!
Vor ein paar Tagen haben wir 15 (!) Arbeiter mit Macheten gesehen, die einen Tag lang einen kleinen Streifen Wiese am Straßenrand gemäht haben. Ein einzelner Arbeiter mit Freischneider hätte die selbe Fläche schneller und besser mähen können. Trotzdem stellt die Gemeinde für solche Aufgaben sehr viele Arbeiter mit ungeeignetem Werkzeug an, um die recht hohe Arbeitslosenquote von knappen 30% zu senken.
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